Fünfzig Jahre Blasorchester Essen (Oldb.) e.V.
Im Jahr 2014 feierte das Blasorchester Essen (Oldb.) e.V. sein 50jähriges Bestehen. Der sich heute kurz „BLO“ nennende Klangkörper wurde 1964 auf Initiative des Heimatvereins gegründet.
Da neben Spenden weitere Gelder zur Finanzierung aus den Mitteln für Jugendförderung stammten, erhielt der Zusammenschluss musikbegeisterter Bürger aus der Gemeinde Essen die Bezeichnung „Jugendblaskapelle“. Nach ersten Maschierübungen an verschiedenen und vom Verkehr abgelegenen Orten hatte die neue Kapelle ihren ersten öffentlichen Auftritt anlässlich des Essener Schützenfestes im Jahr 1965.
Schon bald trat die Kapelle bei allen möglichen Gelegenheiten in der Gemeinde Essen auf. Unter den vielen Auftritten sei hier zunächst nur ein sicherlich unvergessenes Ereignis von Mitte September 1968 herausgegriffen. Laut der zum dreißigjährigen Jubiläum erschienenen Chronik des BLO wurde der Auftritt anlässlich der 1000-Jahrfeier der Gemeinde Essen „zu einem besonderen Erlebnis“, nicht nur weil die Gemeinde ein Jahrtausend alt war, sondern weil der Festumzug am 15. September 1968 in strömendem Regen stattfand und alle Beteiligten nass bis auf die Haut wurden.
In den folgenden Jahren gab es dann wohl kaum eine öffentliche Veranstaltung, an der die Jugendblaskapelle nicht beteiligt war und auch über die Gemeindegrenzen hinaus wurde die Jugendblaskapelle bald als ein Orchester bekannt, dem allenthalben Respekt gezollt werden musste. Doch bis dieser Punkt erreicht war, hatten die Gründungsmitglieder die Anfangs- und Aufbauphase zu überstehen, in der die meisten Musiker das Musizieren überhaupt erst erlernen mussten. Das Orchester litt damals zu Anfangszeiten wie heute unter zeitweise schwankender Probenbeteiligung. Dennoch konnten binnen Kurzem neue Mitglieder begrüßt und integriert werden. So gesellten sich Mitte der siebziger Jahre auch die ersten Musikerinnen zu den ausschließlich männlichen Gründungsmitgliedern. Heute hat sich dieses Verhältnis der Geschlechterverteilung zumindest neutralisiert, wenn nicht umgekehrt. Dies mag auch dazu geführt haben, dass es mittlerweile eine Reihe von „BLO-Ehen“ gibt, die unter Orchestermitgliedern geschlossen wurden.
Die ersten Konzerte der Jugendblaskapelle konnten bereits mit heute etablierten Highlights aufwarten. So war der Höhepunkt des Jahreskonzertes 1977 die Gesangseinlage von Heinz Klüsener und des damaligen Dirigenten Nikolaus Lüpken bei dem Stück „Rosenwalzer“. Bis heute kam das BLO zwar nicht mehr in den Genuss einer gesanglichen Darbietung eines seiner Dirigenten, doch dürfte mit der sogenannten „Stimme des BLO“ von Sonja Krumme (geb. Wessels) ein gebührender Ersatz gefunden worden sein, wie sie bei zahlreichen Auftritten der vergangenen Jahre unter Beweis stellte.
Im Jahr 1993 erfolgte eine Namensänderung in „Blasorchester Essen (Oldb.) e.V.“, da im Laufe der Zeit zunehmend auch sinfonische und konzertante Literatur in das Repertoire aufgenommen worden war. Es folgte eine Zeit von intensiver Jugend- und Aufbauarbeit. Der damalige Dirigent Josef Bruns jr. legte den Grundstein für den Einzug des Orchesters in das musikalische Oberhaus. 1997 erfolgte ein Dirigentenwechsel und Martin Hagemann übernahm den Taktstock. Hagemann verstand es wie kein Zweiter, das vorhandene Potential zu nutzen und führte das BLO zu großen Erfolgen, indem das mittlerweile zu einem eindrucksvollen Klangkörper gereifte Orchester unter seiner Leitung seit 1998 an einer Reihe von Orchesterwettbewerben auf Kreis- und Landesebene teilnahm und diese oft gewann.
Im Jahre 2008 richtete das BLO das Kreismusikfest am Schulzentrum Essen aus. Durch die immer wieder hervorragenden Leistungen des BLO bei den Wertungsspielen, stieg der Bekanntheitsgrad des Orchesters in der Region seitdem kontinuierlich an. Zugleich knüpfte das Orchester durch den Besuch von Orchesterjubiläen in Genua/Italien und in der Partnergemeinde Essen/Belgien sowie durch seine Teilnahme an dem internationalen Orchesterwettbewerb „FILICORNO D’ORO in Riva de Garda/Italien musikalische Kontakte auf europäischer Ebene. Weitere Höhepunkte in der Geschichte des Orchesters bildeten Besuche bei seinem Partnerorchester in Munderkingen/Schwäbische Alb sowie die Teilnahme am Internationalen Musikfestival der Jugend Europas in Bad Orb.
Das BLO ist bei einem Altersdurchschnitt von 27 Jahren ein nach wie vor junges Orchester, das aufgrund seines hervorragend aufgestellten Jugendorchesters (JBLO) keinen Mangel an Nachwuchskräften beklagen kann. Das JBLO bildete sich im Jahr 1992 und ist seither das Fundament für die wichtige und stetig wachsende Jugendarbeit und Nachwuchsförderung im BLO. Heute ist die Jugendabteilung fester Bestandteil des Vereins geworden und nicht mehr aus der Vereinsstruktur wegzudenken. Das JBLO nimmt seit geraumer Zeit selbst erfolgreich an Wertungsspielen teil und begeistert sein Publikum bei Konzerten, nicht zuletzt bei seinen Auftritten auf dem Jahreskonzert des BLO.
Eine weitere Abteilung des Orchesters bildet das am 15. Oktober 1995 gegründete Seniorenorchester, in dem sich eine Reihe altgedienter Musiker zusammengefunden haben, die das Musikleben in unserer Gemeinde weiter bereichern. Die Gesamtzahl der in den verschiedenen Orchestersparten des BLO tätigen Musiker beläuft sich gegenwärtig auf fast 140 Personen.
Im Jahre 2004 feierte das BLO nicht nur gebührend sein 40jähriges Bestehen, sondern konnte auch den neu geschaffenen Übungsraum einweihen. Seit Anfang des neuen Jahrtausends stand das stetig gewachsene Orchester vor der Frage, wie eine ausgewogene, anspruchsvolle und attraktive Probenarbeit, aber auch das übrige Vereinsleben zukunftssicher gestaltet werden könne. Zuletzt fanden die Orchesterproben zwei Mal wöchentlich in der Aula der Grundschule statt. Einen „eigenen“ Probenraum gab es nicht. Mit Hilfe der Gemeinde konnte dann glücklicherweise eine Lösung realisiert werden, die bis heute eine perfekte Unterkunft für das BLO bildet. Im Dachgeschoss des Sportzentrums an der Hasestraße wurde ein Probenraum geschaffen, der auf rund 450m² ausreichend Platz für Proben mit etwa 80 Musikern und die Vereinsarbeitet bietet. Während der Umbauarbeiten, die ca. 18 Monate dauerten, brachten die Musiker des BLO einen hohen Anteil an Eigenleistungen auf. In mehr als 6000 Arbeitsstunden wurden, abgesehen von Heizungs- und Elektroinstallationen, sämtliche Innenarbeiten von Orchestermitgliedern ausgeführt. Mittlerweile ist der geräumige Übungsraum für die Musiker des Orchesters gleichsam ein zweites Zuhause geworden, in dem sie einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen, um sich intensiv auf vielfältige Auftritte vorzubereiten.
Aufgrund seines umfangreichen Instrumentariums ist das BLO in der Lage, Musik der unterschiedlichsten Stilrichtungen zu spielen, die sowohl sinfonische Literatur für Blasorchester als auch Stücke und Titel aus Klassik, Rock, Pop und Jazz umfasst. Während seiner regelmäßig und in einer stimmungsvollen Atmosphäre veranstalteten Sommer- und Jahreskonzerte, die auf eine große Resonanz des Publikums aus der Gemeinde und der weiteren Region stoßen, präsentiert sich das Orchester einer breiten Öffentlichkeit und beweist immer wieder sein hohes musikalisches Niveau.
Daneben ist das Orchester ein gern gesehener Gast bei Schützenfesten in Essen bzw. in den Nachbargemeinden und zudem ein gefragtes Orchester bei diversen anderen Gelegenheiten. So trat das BLO z.B. im Rahmen des Cloppenburger Kultursommers im Jahre 2004 gemeinsam mit dem Projektchor „Musical All Star Choir“ in der Cloppenburger Stadthalle sowie im Jahre 2005 im Wehlburg-Innenhof des Museumsdorfes Cloppenburg auf und bot unter freiem Himmel beste Show und Musik. Im Jahr 2007 war das Orchester an der 121. Cartellversammlung des Cartellverbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen mit einem Auftritt im Dom zu Münster sowie einem Marsch durch die Innenstadt beteiligt. Ebenfalls erwähnenswert sind mehrere Auftritte auf der Nordseeinsel Wangerooge, auf der sich das BLO seit über zwei Jahrzenten im Frühjahr eines jeden Jahres zu einer Übungswoche einfindet, um dort regelmäßig die Weichen für die kommenden Herausforderungen zu stellen. Nicht selten wurden während des Aufenthaltes auf der Insel die Feriengäste im Kurhaus oder in der Fußgängerzone von Wangerooge mit Klängen aus dem „Oldenburger Münsterland“ unterhalten.
Der Werdegang des BLO war - blickt man die vergangene Vereinsgeschichte zurück - kein kurzer Weg, jedoch ein beständiger, bei qualitativem und quantitativem Wachstum. Auf diesem Weg wurde der Verein von einer Vielzahl von Essenern aktiv begleitet. Manche blieben nur für eine kurze Etappe, andere einige Jahre, einige prägten und prägen den Verein seit vielen Jahren. Diese im Kern vorhandene Beständigkeit durch unsere langjährigen Mitglieder war und ist ausgesprochen notwendig für das bereits Erreichte und für eine vielversprechende Zukunft. Mittlerweile zählen auch eine Reihe auswärtiger Musiker zu den langjährigen aktiven Mitgliedern und bereichern die „BLO-Familie“ ungemein.
Die erfolgreiche Entwicklung des Orchesters lässt sich u.a. an den Jahreskonzerten des BLO ablesen. Das Jahreskonzert ist seit jeher der Höhepunkt eines jeden Vereinsjahres. Fanden vor vielen Jahren die Jahreskonzerte noch im damaligen „Saal Schwegmann“ statt, so wurde diese Lokalität bald zu klein für das wachsende Orchester und dessen Publikum. Es bot sich aus diesem Grund nur die Möglichkeit, die kommenden Konzerte in der Sporthalle an der Hasestraße zu veranstalten. Mit den Jahren und den sich wandelnden Bedürfnissen an einen Konzertsaal mit passendem Ambiente, wurde auch diese Sporthalle zu klein, um dem Publikum den Vereinshöhepunkt näherzubringen. Seit über zehn Jahren findet das Jahreskonzert daher in der damals neu errichteten Sporthalle an der Oberschule Essen statt. Hierzu wird die Halle alljährlich mit der nötigen Technik ausgestattet, von den Vereinsmitgliedern ansprechend umfunktioniert und dekoriert, um dem am 2. Weihnachtsfeiertag stattfindenden Jahreskonzert einen festlichen Rahmen zu geben.
Im Jubiläumsjahr 2014 lud das BLO am letzten Juliwochenende zu einer zweitägigen Festveranstaltung mit Konzerten und einer öffentlichen Tanzveranstaltung ein. Am 26. Juli erlebten etwa 700 Gäste im eigens auf „Diekhaus Höhe“ aufgestellten Festzelt in einem dem Jubiläum angemessenen und von einer Reihe von Mitgliedern des BLO gezauberten stimmungsvollen Ambiente ein Konzert, das es in dieser Form in Essen noch nicht gegeben hatte.
Nachdem das Orchester - mittlerweile unter der Leitung von Ulrich Niemann - in der ersten Hälfte des Konzertes gewohntermaßen einen Querschnitt aus seinem Repertoire aus Rock, Pop und Jazz mit Titeln wie „Total Toto“ oder der „Bohemian Rhapsodie“ darbot, fusionierte das BLO nach der Pause mit der Partyband „Six Up“ und brachte das begeisterte Publikum in beste Feierlaune, zu der neben der Musik auch das Moderatoren-Duo Dirk Gehrmann und Rainer Zobel durch unterhaltende Ansagen beitrug, die mit einem Augenzwinkern auch immer mal wieder aus dem Vereinsleben plauderten und auch schon die Begrüßung des 1. Vorsitzenden Dr. Dirk Beyer mit einigen humorvollen Zwischenbemerkungen kommentiert hatten.
Ein besonderes Kompliment bekam das Orchester durch eine zwischen zwei Stücken überraschend ergriffene Initiative des Schützenvereins Essen. Präsident Stefan Ostermann und Oberst Gerd Lürken bekundeten die Bedeutung des BLO für das Essener Schützenfest und überreichten ein Präsent. Zugleich ließ es sich auch der benachbarte Musikverein Bevern nicht nehmen, seine Verbundenheit mit dem BLO mit einem Geschenk zum Ausdruck zu bringen.
Eine große Auszeichnung wurde dem BLO mit der Verleihung der Landesehrenplakette des Niedersächsischen Landesmusikverbandes durch dessen Präsidenten Martin Engbers zuteil, der zugleich die Ehrung von Orchestermusikern für vierzig- und fünfzigjährige Tätigkeit vornahm und an die Bedeutung der im Verband organisierten Orchester für das kulturelle Leben und die Jugendarbeit erinnerte.
Das Konzert endete mit einer durch das Publikum mit einem begeisterten Applaus eingeforderten Zugabe „Tage wie diese“ der Rockband „Die Toten Hosen“, die noch einmal gemeinsam mit der Band dargeboten wurde und einlud, den weiteren lauen Sommerabend auf der sich dem Konzert anschließenden Party mit „Six Up“ im Festzelt zu genießen und bis in die frühen Morgenstunden zu feiern.
Der zweite Jubiläumstag am 27. Juli begann mit einem Empfang im Rathaus der Gemeinde Essen, zu dem Bürgermeister Georg Kettmann den Vorstand des BLO, die Jubilare und die Vertreter befreundeter Musikvereine geladen hatte. An den festlichen Empfang, bei dem der Bürgermeister während seiner Begrüßung die Bedeutung des Blasorchesters für das kulturelle Leben und die Jugendarbeit in der Gemeinde hervorgehoben hatte, schloss sich ein Musikalischer Sonntagsspaziergang an, der einen weiteren Höhepunkt am Jubiläumswochenende setzte und in seiner Form auch zum ersten Mal in der Gemeinde stattfand. Zunächst unterhielt das Seniorenorchester an der ersten von insgesamt fünf Stationen vor dem Rathaus die zahlreich flanierenden Besucher. Anschließend wurde jede weitere der insgesamt fünf Stationen gemeinsam angelaufen, an denen sich die Zuhörer im Innenhof vom Heimathaus „Brands Scheune“, in der St. Bartholomäuskirche, im Dorfpark und im Festzelt mit kurzen, aber hochkarätigen Konzerten von der Leistungsfähigkeit der einzelnen Instrumentenregister des BLO überzeugen konnten. Zum Abschluss des zweitägigen Jubiläums lud dann das Jugendorchester unter der Leitung von Alexandra Perk im Festzelt zu einem Kaffeekonzert ein, bei dem neben guter Musik die zahlreichen Besucher durch die Landfrauen mit Kaffee und Kuchen verwöhnt wurden.
Rückblickend auf das Jubiläum bedankt sich das BLO an dieser Stelle bei allen Dirigenten, Musikern, Bürgern, Firmen und Institutionen, die es entweder durch ihr musikalisches oder tatkräftiges bzw. finanzielles Engagement sowie als Publikum in den vergangen fünfzig Jahren ermöglicht haben, dass die „Marke“ Blasorchester Essen (Oldb.) e.V. zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist, die weit über die Grenzen der Gemeinde anerkennend wahrgenommen wird.